Erdgas - Nutzung
Erdgas ist in den letzten Jahren auch für Privatpersonen interessant geworden. Haushalte können an das Pipelinenetz angeschlossen werden und so Erdgas für fast alles im Haus nutzen - Heizung, warm Wasser, Kochen, Backen oder zum Betreiben eines Kamins. In Deutschland werden rund 50 % aller Haushalte mit Erdgas beheizt, ca. 22% des gesamten Energiebedarfs werden durch Erdgas gedeckt. Dabei sind Erdgasanlagen meist platzsparender und auf Dauer günstiger als andere Energiearten - und sie schonen die Umwelt. Doch nicht nur Haushalte profitieren heutzutage von Erdgas: auch in der Industrie wird Erdgas immer öfter verwendet. Vor allem dort, wo Wärme benötigt wird: z. B. bei der Stahl- und Glasherstellung, bei der Herstellung bzw. Brennung von Ziegeln und bei der Trocknung von Futter- und Nahrungsmitteln.
Erdgas zieht in immer mehr Bereiche des Haushalts ein. Inzwischen gibt es Erdgas-Wäschetrockner, welche Wäsche schneller und mit einem geringeren Energieaufwand Trocknen als elektronische Trockner - bis zu 5 kg Wäsche pro Stunde sind möglich. Erdgas Grills und Erdgas Terassenstrahler machen das Grillen auch an kälteren Tagen zu einer schnellen, komfortablen Sache. Profi-Köche schwören auf mit Erdgas betriebene Kochstellen: sie haben ihre Temperatur sofort erreicht, produzieren auch keine Nachhitze, sparen Energie und sind leicht zu bedienen.
Viele PKW werden heutzutage mit dem günstigeren Erdgas betrieben. Mit derzeit ca. 65.000 Fahrzeugen ist dies zwar immer noch eine Minderheit - aber die Zahl wächst stetig und schnell. Allein von Oktober 2006 bis Oktober 2007 stieg die Anzahl der in Deutschland mit Erdgas betriebenen Kraftfahrzeuge um 12.000 %. Auf diese Fahrzeuge kommen derzeit ca. 775 Erdgastankstellen - auch hier ist die Tendenz steigend. Dies ist auch nötig - solange Erdgas nicht an jeder Tankstelle angeboten wird bleibt dies ein großer Nachteil des Kraftstoffes Erdgas. An Erdgas-Tankstellen kann sowohl das L-Gas, als auch das H- bzw. E-Gas getankt werden. Letzteres hat einen höheren Methangehalt und ist deswegen energiereicher - generell hat 1 kg Erdgas (H) etwa so viel Energie wie 1.5 Liter Benzin oder 1.33 Liter Diesel - bei einem erheblich günstigeren Preis. Das Erdgas wird mit einem Druck von 200 bar komprimiert und dann in den Tank des Autos gelassen. Das Tanksystem ist sehr einfach zu handhaben und nimmt genauso viel Zeit in Anspruch wie die Betankung von Benzin- oder Dieselautos. Da die Tankkupplung von Erdgasfahrzeugen druckdicht verriegelt wird kann beim Tanken kein Erdgas entweichen - der Tankvorgang ist viel sauberer als bei Benzin oder Diesel. Allerdings sitzt der Tank oft im Kofferraum und kann (bei nachgerüsteten Autos) den Gebrauch des Kofferraums behindern.
Dass Erdgas als Kraftstoff günstiger bleibt als Benzin garantiert das Energiesteuergesetz: bis 2018 soll Erdgas starke Steuervergünstigungen erhalten. Das macht Erdgas ca. 60 Cent günstiger als eine vergleichbare Menge Benzin oder Diesel. Fast jedes Automobil kann für ca. 3200 - 4500 € auf den Erdgasbetrieb umgerüstet werden - einige Energiedienstleister fördern dies sogar mit Prämien oder Tankgutscheinen. Dieser finanzielle Mehraufwand gegenüber einem normalen Auto zahlt sich aufgrund des geringen Erdgaspreises aber bereits nach rund 20.000 km aus. Es gibt eine Formel, mit der sich berechnen lässt, ob sich der Umbau zum Erdgasauto lohnt:
(Aufpreis oder Umbaupreis x 100) / ((L Benzin / 100 km x Literpreis Benzin) - (kg / 100 km Erdgas x kg-Preis Erdgas))
Seit 1995 werden auch serienmäßige Erdgas-Modelle angeboten. Es gibt aber bei weitem nicht jedes Modell als Erdgasfahrzeug - nur wenige Modelle von ca. einem Dutzend Herstellern gibt es inzwischen als Erdgas-Variante. Das Fahrverhalten eines Erdgas-Autos entspricht dem eines Benziners. Die CO2-Emission wird durch Erdgas aber um bis zu 25 % verringert - im Durchschnitt um 11.2 %. Deswegen sind auch die Automobilsteuern für Erdgas-Autos wesentlich geringer: in Deutschland richten sich diese nach den Abgasemissionen des Fahrzeugs und fast alle mit Erdgas betriebenen Autos erreichen die Abgasnorm Euro 4. Generell gibt es in der Versicherung von Erdgasautos kaum einen Unterschied zu benzinbetriebenen Fahrzeugen - wenn, dann sind dies preiswerte Ökotarife. Entgegen vielen Gerüchten ist das Fahren mit Erdgas mindestens genauso sicher wie mit Benzin oder Diesel - die Brand- oder Explosionsgefahr ist meist sogar geringer. Dies liegt zum einen an der mit 600°C recht hohen Zündtemperatur - zum anderen daran, dass das bei Leckagen entweichende Erdgas sofort aufsteigt und so die Gefahrenzone verlässt. Außerdem sind Leckagen bei Erdgastanks viel unwahrscheinlicher - diese müssen einen Druck von mindestens 600 bar aushalten können. Ein solcher Druck wird selbst bei schweren Unfällen nicht einmal annähernd erreicht.